Porzellannotmünzen

1. Deutsches Notgeld aus Porzellan oder Steingut aus den Jahren 1920 bis 1922. Die meisten Porzellanmünzen stammen aus der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meißen und sind aus weißem Biskuit-Porzellan oder braunem Böttger-Steingut hergestellt. Letzteres war praktischer für den geplanten Geldumlauf, vor allem weil es sich als unempfindlich gegenüber Verschmutzungen erwies. Ein "echter Umlauf" kam aber kaum zustande, denn die große Inflation überholte bald die Pfennig- und Mark-Werte. Meist kamen sie nur firmenintern als Kantinengeld oder als Spendengeld für wohltätige Zwecke zum Einsatz. Die ersten Meißener Porzellanmünzen wurden bereits im ausgehenden 18. Jh. hergestellt, aber nicht als Notmünzen für den Zahlungsverkehr, sondern als Reproduktionen von seltenen metallenen Sammlerstücken für Museen und Sammler.

Ende 1920 und in den ersten Monaten 1921 entstand in der Staatlichen Porzellan-Manufaktur in Meißen eine eigene Abteilung für Münzfabrikation, die im Auftrag des Deutschen Reichs (Probeserie), des Landes Sachsen (Landesmünzen), von verschiedenen Städten (Städtemünzen), von Vereinen, Verbänden und anderen öffentlichen Körperschaften (Spendenmünzen) sowie für Firmen und private Auftraggeber arbeitete.

Den Entwurf der Meißener Porzellanmünzen besorgte vorwiegend der Maler und Bildhauer Paul Börner, der einfache Motive aus der Arbeits- und Lebenswelt der Menschen bevorzugte. Nachdem die gebrannte Gipsform vom Auftraggeber genehmigt worden war, schnitt der Graveur Fritz Hörnlein, der an der Staatlichen Münzanstalt Muldenhütte bei Freiberg (Sachsen) angestellt war, den Stahlstempel. Die Stempel mussten größer sein als die fertigen Porzellanmünzen, denn die keramische Masse verminderte sich beim Brand etwa um ein Sechstel. Nach Mischung, Zubereitung und Formgebung der keramischen Masse erfolgte die Prägung mittels Stanzmaschinen. Nachdem die Münzen getrocknet waren, wurden sie (bei beginnender Weißglut) im Brennofen gebrannt und danach auf Bruchfestigkeit überprüft. Ein Teil der Münzen wurde in Handarbeit mit farbigen Dekoren versehen und danach (bei geringer Hitze) nochmals gebrannt. Die Meißener Porzellanmünzen zeigen in der Regel Kurzschwerter, das Markenzeichen der staatlichen Firma, als Münzzeichen. Der Bildhauer A. Kamp und Oberlehrer an der keramischen Fachschule, fertigte die Entwürfe für die Töpferzentrale in Höhr (Westerwald).

Auch folgende Firmen verarbeiteten Porzellan und Ton zu Münzen, wenn auch in geringem Umfang:

- Meißner Ofen- und Porzellanfabrik (vormals C. Teichert) in Meißen und der Filiale Bitterfeld,

- Bunzlauer Keramische Werkstätten Reinhold & Co,

- Deutsche Ton & Steinwerkzeuge A.G. in Charlottenburg,

- Ziegelei III in Elmschenhagen,

- Freiberger Porzellanfabrik in Freiberg (Sachsen),

- Töpferzentrale in Höhr (Westerwald),

- Wächtersbacher Steingutfabrik in Schlierbach,

- Krister Porzellanmanufakturen in Waldenburg (Schlesien),

- die Porzellanfabriken in Ludwigsburg und Stadtlengsfeld

- A. Eckard in Dresden

- Porzellanfabrik Pfeffer in Gotha (Thüringen)

- Porzellanfabrik Ph. Rosenthal & Co.A.G. in Selb

Die Porzellanfabrik Pfeffer in Gotha stellte Porzellanmünzen her, die wegen der Zusammensetzung des Materials aus Quarz, Feldspat und Porzellanerde auch Quarzmünzen genannt werden; die Majolika-Werke in Gaildorf (Württemberg) stellte sog. Majolikamünzen (Fayence) her. Auch die Gemeinden Inzersdorf und Alkoven in Österreich gaben 1921 Porzellanmünzen aus.

Ausländische keramische Fabriken:

- Porzellanfabrik in Baudour - Belgien, Besitzer: Senator Nicolas de Fuisseaux

- Porzellanfabrik Arnoldi in Hüttensteinach (Sachsen-Meiningen) - 1855 - 3 und 15 Kreuzer als internes Zahlungsmittel der Porzellanfabrik

- Porzellanfabrik in Pinxton - England

- Porzellan-Manufaktur Worcester - England

- Porzellanfabrik Shofu-kogyo AG. - Kyoto - Japan

- Porzellanfabrik Setoyushutsutoki AG. - Seto/Aichi-Präfektur - Japan

- Porzellanfabrik Kyowa-shinkotoki GmbH. - Arita/Saga-Präfektur - Japan


Letzte Änderung: 29.12.2017