Pest

Die "Pest" ist eine hochgradig ansteckende Infektionskrankheit. Das Wort "Pest" kommt aus dem lateinischen "pestis" und bedeutet nichts anderes als "Seuche".

Ende 1710 brachte wahrscheinlich der Kaufmann Christian Fischer mit seiner Importware die "Pest" nach Prenzlau. Zumindest wurde Fischer damals vom Magistrat für den Ausbruch der "Pest" verantwortlich gemacht. Wahrscheinlicher ist die Entstehung der "Pest" durch den steigenden Wohlstand und die im Mittelalter fehlenden Abwassereinrichtungen verbunden mit dem Anstieg der Verbreitung von Ungeziefer, Ratten usw. zu suchen.

Im Jahre 1656 entdeckte der deutsche Jesuit und Universalgelehrte Athanasius Kirchner, das sich im Blut der Pestkranken kleine Lebewesen bewegten und schließt folglich, dass die Krankheit von Mikroorganismen verursacht würde. Er schlug Maßnahmen wie Isolation, Quarantäne, das Verbrennen der Kleider der Kranken sowie das Verhüllen der Gesichter zur Vermeidung der Ausbreitung der "Pest" vor. Seiner Theorie folgend

„Das Pestmiasma ist nichts anderes, als eine Schar kleiner Würmelien, welche in der Luft herumfliegen, und wenn sie durch den Atem in den Leib eingezogen werden, dasselbe Geblüt verderben und die Drüsen zersetzen. Wenn sie nun wiederum aus einem so angesteckten Leib herausfliegen und von einem Gesunden aufgenommen werden, wird mit ihnen die "Pest" fortgepflanzt.“,

wurden deshalb auf den freien Plätzen große Feuer angezündet und dieses ununterbrochen am Leben erhalten, um damit die Pestkeime aus der Luft "herauszubrennen". Die erkrankten Personen wurden der Stadt verwiesen und außerhalb der Stadtmauer, im "St. Georg Hospital" isoliert untergebracht und dort notdürftig von Pestärzten und Priestern versorgt.

Da die Ursache der "Pest" damals noch nicht bekannt war, konnte sie auch nicht erfolgreich behandelt werden. Daher begnügte man sich damit, die Pesthäuser mit schwarzen Fahnen kenntlich zu machen und den Umgang mit den Pestkranken unter schwerste Strafe zu stellen.



Durch die Soldaten der Garnison wurde rings um die Stadt und die Pesthospitäler Absperrungen errichtet, um eine Ausbreitung der "Pest" zu vermeiden, die erst 1711 wieder aufgehoben wurden. Niemand durfte die Stadt verlassen. Jedes Haus, indem ein Pestfall vorkam wurde vernagelt. Die St. Georgskapelle vor dem Steintor wurde als Pestlazarett eingerichtet. Die Toten wurden zwischen den Wällen (späterer Stadtpark) begraben.
In Prenzlau ist der erste Pestfall am 3 August 1710 im Haus Neustadt Nr. 770 bekannt. Ab 3. August starben 95, im September 171, im Oktober 183, im November 132 und im Dezember 64 Personen. Im Januar 1711 starben 18 Personen und am 23. Januar der letzte Pesttote: Andreas Kühn.


Quellen:
• "Scrutinium Physico-Medicum Contagiosae Luis, quae dicitur Pestis", Athanasius Kirchner, 1659
• "Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16", Duncker & Humblot, Leipzig 1882
• "Geschichte der Uckermärkischen Hauptstadt Prenzlau", E. Dobbert, Verlag C. Vincent, Prenzlau, 1914, S. 63-65
• "Stadtgeschichte und Daten über Prenzlau", 1985-1989 (maschinenschriftlich)