Grabow, Carl Friedrich Wilhelm

• preußischer Politiker
• geboren am 15.4.1802 als Carl Friedrich Wilhelm Grabow in Prenzlau
• besuchte das Prenzlauer Gymnasium und bestand 1821 das Abitur
• studierte 1821-23 in Berlin Jurisprudenz, ward darauf Untersuchungsrichter bei den Kommissionen in Spandau und Perleberg und sehr bald Stadtgerichtsrat in Berlin
• Grabow heiratet am 15.4.1831 Johanna Techow (2 Söhne)
• war Ritter des Rothen Adlerordens III. Klasse
• 1836 ward er zum Hofgerichtsrat und Universitätsrichter in Greifswald ernannt
• er war Oberbürgermeister vom 1. Januar 1838 (gewählt 17.11.1837) bis 15.4.1874 in Prenzlau
• die Amtseinführung erfolgte am 31. März 1838
• 1841-1847 war er Mitglied der märkischen Kreis- und Provinziallandtage
• ließ 1845 als Oberbürgermeister das Innere der St. Marien Kirche renovieren, wobei auch die alten Sitzbänke entfernt und durch modernere ersetzt wurden
• im Vereinigten Landtag von 1847 war er eines der hervorragendsten Mitglieder der freisinnigen Partei
bei der zweiten Sitzung des Vereinigten Landtags im April 1848 verfaßte Grabow den Entwurf des Wahlgesetzes für die Nationalversammlung. In dieser, in welche er zu Prenzlau gewählt wurde, hielt er sich zu dem rechten Zentrum und ward nach Mildes Eintritt ins Ministerium am 27. Juni 1848 Präsident des Hauses; doch legte er am 26. Oktober das Präsidium und sein Mandat nieder
• nach Oktroyierung der Verfassung vom 5. Dezember 1848 fungierte er während der kurzen Session im Frühjahr 1849 als Präsident der Zweiten Kammer. Nach der Auflösung dieser Kammer und nach Beseitigung des allgemeinen Wahlrechts zog sich Grabow unter Protest gegen das neue Wahlgesetz und die Wiederherstellung der Kreis- und Provinziallandtage vom politischen Leben zurück
• die Regierung bestätigte ihn deswegen nicht, als er 1850 zum Oberbürgermeister von Magdeburg gewählt wurde, und ließ auch seine Wahl in Prenzlau zum Oberbürgermeister auf Lebenszeit nicht zu, sondern nur die auf zwölf Jahre
• bei Beginn der neuen Ära 1858 wieder in das Abgeordnetenhaus eingetreten, wo er an der Spitze der gemäßigt liberalen Fraktion Grabow stand, wurde er zum ersten Vizepräsidenten und Anfang 1862 fast einstimmig zum Präsidenten desselben erwählt. Dies wiederholte sich in den folgenden Jahren bei jedem Zusammentritt des Hauses nach den häufigen Auflösungen und Vertagungen. In den hitzigen parlamentarischen Kämpfen, welche in der Konfliktszeit entbrannten, wußte er die Würde des Hauses stets zu wahren und hielt die Fahne verfassungsmäßigen Rechts mit unerschütterlichem Mut hoch. Seine große Popularität zeigte sich bei seinem 25jährigen Amtsjubiläum 3. Jan. 1863. Häufig, so bei Eröffnung der Sitzungen am 14. Januar und 9. November 1863, am 16. Januar 1865 und 15. Januar 1866, hatte sich Grabow veranlaßt gesehen, dem Rechte der Nation in kräftigem Protest wider die budgetlose Regierung einen gewichtigen, ja zuletzt fast schroffen Ausdruck zu geben. Da infolge hiervon eine gewisse persönliche Erbitterung und Gereiztheit zwischen ihm und dem Ministerium Bismarck bestand, erklärte Grabow bei Eröffnung des Landtags im August 1866, im Interesse einer Versöhnung mit der Regierung auf die Wiederwahl zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses verzichten zu wollen. Seitdem trat Grabow im parlamentarischen Leben nicht mehr hervor
• er starb an seinem 72. Geburtstag, dem 15. April 1874, in Prenzlau

Das Originalbild ist eine Lithographie um 1860

• nach mehreren Spendenaufrufen wurde ihm 1875 im Stadtpark ein Denkmal errichtet wurde (Einweihung am 13.7.1875)
• das Magistrats-Collegium hat 1876 mit einem Beschluß zugestimmt, ein Ölbild von Grabow vom Portrait- und Genremaler Hermann Ernecke zu Berlin mit einem Kostenaufwand von 570 M nebst einem Goldrahmen von Herrn Weger anfertigen zu lassen und im Magistrats-Sitzungssaal zu platzieren
• zu Ehren C. F. Grabow wurden in Prenzlau seit Oktober 1894 die "Grabowstraße" sowie ab 18. August 1995 die "Oberschule C. F. Grabow" benannt
• Grabow nutzte seinen Vornamen "Wilhelm" fast ausschließlich nur als Politiker in Berlin als Unterstreichung seiner Kontrastellung zu Bismarck
• im Prenzlauer (privaten) Umfeld waren nur seine beiden Vornamen "Carl Friedrich" geläufig


Quellen:
• "Meyers Konversationslexikon", Band 7 Seite 587, Leipzig und Wien, 4. Auflage 1885-1892
• "Uckermärkischer Courier", vom 18. April 1874
• "Brief von Herrn Regierungsrath v. Gräfe", Berlin, vom 17.11.1858
• "Stadtgeschichte und Daten über Prenzlau", 1985-1989 (maschinenschriftlich)
• "Freie Erde (Organ der Bezirksleitung der SED Neubrandenburg)", vom 12.9.1952
• "Rückblick anläßlich des 100. Geburtstages", Uckermärkischer Courier vom 15.4.1902
• "Brief von Grabow an Staatsminister Flottwell", Berlin, vom 13.11.1858
• "Bewilligung der Kosten für ein Ölbild", Uckermärkischer Courier vom 9.2.1876
• "Prenzlauer Magistrats- und Ratsmitglieder vom Mittelalter bis 1932", A. Hinrichs in "Mitteldeutsche Familienkunde" Band VII Jahrgang 24 Heft 1, Januar-März 1983, S. 250