Kietzstraße

In einer Länge von rd. 600 Metern zieht sich diese Straße von der Ecke des Landratsamtes bis zur Freyschmidtstraße und bildete mit der heutigen Freyschmidtstraße den sogenannten Kietzgang . Hier soll früher die Wendensiedlung gewesen sein, von der jedoch bisher keinerlei Funde gemacht wurden. Ausgang des Mittelalters wird diese Straße nicht benannt. Der Name " Kietz " erscheint erst im 19. Jahrhundert.

Die jetzige Kietzstraße bildete den sogen. " Oberkietz " (amtliche Bezeichnung vom 23. Januar 1878, bisherige Benennung " Oberer Weg nach dem Kietz "), war Jahrhunderte hindurch nicht bewohnt.

Dort, wo die Pestalozzischule und der Bade´sche Zimmerplatz lagen, befanden sich nasse und sumpfige Wiesen, die durch eine hohe Hecke von der Straße getrennt waren. Der Weg war so schmal, daß zwei Fahrzeuge nicht ausweichen konnten.

Solange der Weg noch im Privatbesitz war (bis etwa 1890), wurde wenigstens für den Fußweg gesorgt. Durch die Eröffnung des Schlachthofes 1889 und Übernahme der Straße durch die Stadt wurden die Straßenverhältnisse katastrophal. Als 1896 eine Regulierung vom Magistrat als nicht erforderlich angesehen wurde, erhoben die Gartenanlieger schärfsten Protest bei der Regierung. Im gleichen Jahr erfolgte dann auch eine Kontrolle durch einen Regierungskommissar. Der Weg wurde für alle Fuhrwerke gesperrt und der Verkehr zum Schlachthaus durch die damalige Straße " Grüner Weg ", der auch nicht viel besser war, geleitet. Erst 1905 wurde der östliche Teil gepflastert.

Die Gasanstalt zog sich etwa 130 m westlich der heutigen Lessingstraße , die damals noch nicht bestand, und auf der Nordseite des Kietzes entlang und war 1858 als Aktiengesellschaft gegründet worden. Hier standen zwei Gasometer von 1.450 und 650 cbm Inhalt, und die Jahresleistung der Erzeugung betrug 600.000 cbm Gas. Die Rohrnetzlänge in der Stadt betrug 1907 – 15.447 Meter. 1859 diente diese Anstalt lediglich der Straßenbeleuchtung und speiste damals 332 Laternen. 1907 übernahm die Stadt den Betrieb, riß die alte Anlage ab und verlegte sie 1907/8 zur Freyschmidtstraße .

Gaswerk in der Kietzstr. (1908), kurz vor der Verlegung in die Freyschmidtstraße

1889 wurde auf dem 7.397 qm großen Gelände mit einem Kostenaufwand von 177.000 Mark der heutige Schlachthof erbaut und am 25. November 1889 in Betrieb genommen. Erweiterungsbauten wurden später durchgeführt, so z.B. das Kühlhaus 1911 mit 75.000 Mark und Umbauten und Erweiterungen 1926-1928 für 120.000 Mark.

1926 – 1930 wurden jährlich durchschnittlich geschlachtet: 81 Pferde, 1.010 Rinder, 1.673 Kälber, 7.430 Schweine, 987 Schafe und 98 Ziegen.

Auf dem Grundstück Nr. 45 befand sich 1879 das Wohn- und Bürogebäude des Zimmermeisters Schreiber, dessen Schneidemühlenbetrieb sich von der Stettiner Straße (Offizierskasino-Landratsamt) bis zum Rempel´schen Haus erstreckte.

Das Haus Nr. 29 wurde nach Abbruch des alten 1905 neu erbaut.

In Nr. 7 befand sich vom 1. November 1907 bis 1. Oktober 1911 die Landwirtschaftsschule.

ehemalige Gasanstalt - Kietzstr. 7
1907-1911 Nutzung als Landwirtschaftliche Winterschule

1880 bestanden auf dem Kietz die Hausnummern 3a,b,c,d,e,g, 11, 13, 20, 22-24 und Unterkietz Nr. 24 – 13 Grundstücke. 1892 waren vorhanden die Nummern 3a,b,c,d,e,f,g,h, Oberkietz Nr. 11, 11a, 12, 13, 15-17, und Kietz 20,22-25,a,b, - 22 Häuser. 1938 weist das Adreßbuch nach: Nr. 1-5, 7, 9-12, 21-23, 26-32, 36 (zweimal) 37, 38, 40, 43-45, also 28 Grundstücke.

Es wohnten in der Kietzstraße:
1904 – 387 Personen, einschließlich heutiger Freyschmidtstraße
1905 – 365 Personen, einschließlich heutiger Freyschmidtstraße
1914 – 337 Personen ohne Freyschmidtstraße
1915 – 323 Personen ohne Freyschmidtstraße
1916 – 323 Personen ohne Freyschmidtstraße

Die auf dem Grundstück Nr. 26 betriebene Gastwirtschaft (früher Nr. 17) ist 1890 erbaut und umfaßt das Gelände des vormaligen Predigergartens der Dreifaltigkeitskirche . Vor dem Bau des Hauses zog sich hier zwischen dem Garten und Weg ein Graben entlang.

Eine Vollkanalisation besaß die Straße nur im Ostteil bis zur Lessingstraße . Der Westteil besaß nur Ableitungsmöglichkeit des Tagewassers durch Straßeneinläufe.


Quellen:
• Adreßbücher der Stadt Prenzlau in mehreren Jahrgängen
• Stadtpläne der Stadt Prenzlau und Umgegend aus mehreren Jahren
• "Die Prenzlauer Straßen und ihre Geschichte", Alfred Hinrichs, maschinenschriftliche Aufzeichnungen, 1954