Korbstraße

Diese 75 Meter lange Straße ist eine der ältesten, nachweisbaren Gassen der Stadt. 1311 hieß dieser zur Mauer führende Gang "vicus preconis" (Ratsdienergasse), da hier die Ratsdiener wohnten. Später hieß sie um 1725 Scharfrichtergang und wurde 1735 eine öffentliche Gasse. Wohl um 1780 herum erhielt sie dann den Namen Wallgasse und ab 1914 Korbstraße (Stiftung der beiden Schwestern Korb).

1930

Etwa dort, wo sich das Edeka-Grundstück befand, jedoch nördlich daran, stand im Mittelalter die Johanniskirche, die aber keinen Pfarrer hatte, sondern von dem Dominikanerkloster aus betreut wurde. Sie hatte einen hochragenden Spitzturm, war 1630 bereits wüst und wurde im 30-jährigen-Krieg als Geschützgießerei genutzt.



Zwischen der Kirche und Stadtmauer lag der "Friedhof der Heimatlosen", der nach der Reformation einging und das Grundstück des Scharfrichters wurde. An Stelle einer alten Scheune wurde 1655 das neue Scharfrichterhaus gebaut. Seit wann sich die Scharfrichterei hier befand, ist nicht festzustellen. Es ist jedoch bekannt, daß sie seit 1614 im Besitz der Familie Eichenfeld war.

Mitten in der Korbstraße und an deren Ostende stand das Wohnhaus am Rondesteig, nördlich davon ein Stall und zwischen beiden Gebäuden ein Brunnen. In Richtung Baustraße erstreckte sich der Garten, um den später zwischen dem Senator Schwadke, Christian Ludwig , dem Besitzer eines Bauplatzes an der Baustraße und dem Magistrat einerseits und dem Henker Eichenfeld andererseits ein jahrelanger Streit entstand, der am 5. Dezember 1734 durch die Kriegs- und Domänenkammer so entschieden wurde, daß sie den fast vollendeten Neubau Schwadkes untersagte. Schwadke kümmerte sich jedoch nicht drum, und der Prozeß lief weiter. Am 22. September 1736 kam dann folgender Vergleich zustande: Der Scharfrichter verzichtete auf den langen Gang zur Baustraße , der sich südlich der Kirchenruine befand und durch einen Torweg überbaut war. Der nördlich an der Ruine vorbeiführende Gang, die spätere Wallgasse , blieb als Gasse bestehen und sollte von den beiden neu entstandenen Eckhäusern der Baustraße gepflastert werden. Die auf diesen Gang führenden Aborte ohne Gruben sollten auf die Höfe verlegt werden. Die beiden Häuser Nr. 329 und 344 (Besitzer Vievielle de Renouard und Schwadtke) kamen jedoch ihren Verpflichtungen nicht nach, sondern unterließen die Pflasterung und Verlegung der Aborte. Schwadtke ließ sogar seinen Dung auf diese Gasse bringen. Der Magistrat verhielt sich gegen den Senator sehr zurückhaltend, ließ sogar auf Stadtkosten die Mitte des Ganges pflastern. Erst als die Kammer dem Magistrat mit einer Exekution drohte, beseitigte Schwadtke die lästigen Aborte am 14. Juli 1738.

Der Gang hatte an beiden Seiten Bretterzäune. 1779 verkaufte der Scharfrichter Stoof sein Grundstück an den Magistrat, der es 1781 für 250 preußische Kurant an den Ackersmann Falckenthal weitergab. Nach nochmaligem Besitzwechsel kaufte es dann 1852 wieder die Stadt von dem Ackerbürger Généolac für 950 Taler und richtete dort ihren Bauhof ein. Wie bereits vorher erwähnt, errichtete Schwadtke 1725 auf dem Grundstück 344a sein Wohnhaus, das er 1749 an das Heiliggeisthospital und Gasthaushospital verkaufte. Aus diesem Gebäude entstand dann das Magistrats- oder Predigerwitwenhaus. Nach Anlage des Walltores wurde dieses Haus auch bis 1875 (Aufhebung der Mahl- und Schlachtsteuer) als "Geheimer Beobachtungsposten" von den Steuerbeamten benutzt.

1887 erfolgte eine Neupflasterung der Wallgasse, aber bereits 1905 war dieser Gang von den anliegenden Ackerbürgern, die vom Rondesteig aus auf ihre Höfe fuhren, durch die starke Benutzung der Gasse zur Lehmgrube (Stadtpark) und durch die Gasrohrarbeiten für die Druckerei in einem so schlechten Zustand, daß sie nur noch unter Lebensgefahr benutzt werden konnte.

Das alte Scharfrichterwohnhaus, das später als Bauhofsgebäude und dann als Leichenhaus in Anspruch genommen wurde, brannte 1874 ab.

Zur bequemen Durchfahrt zum Alten Friedhof und späteren Stadtpark wurde 1826 das Walltor durch die Mauer gebrochen und neu angelegt. Bis 1875 wurde es wegen der Mahl- und Schlachtsteuer geschlossen gehalten. Später entfernte man dann die Torflügel, von denen zwei der Mauersteinpfeiler noch 1877 standen. Sie verschwanden 1890 mit einem Teil der baufälligen Stadtmauer, an deren Stelle vom Hexen- bis zum Seilerturm eine Hecke gesetzt wurde.

Landgericht um 1880

Vincent´s Druckerei für den Uckermmärkischen Kurier, der erstmalig am 2. April 1836 erschien und eine Zeitlang in Schwedt gedruckt wurde, entstand 1905.



Zum Ausbau dieser Straße stifteten die beiden Schwestern Korb 50.000 Mark. 1913 wurde das Haus Nr. 344a abgerissen und 1914 der heutige Straßenzug erstellt.

Das von der Polizei benutzte Gebäude wurde als Zusatzbau für das Landgericht 1925 errichtet.

1938 waren in der Korbstraße zwei Grundstücke mit den Nummern 1 und 2 vorhanden. Nur das Landgerichtsgebäude blieb bei dem Brand 1945 unberührt.

Am 29. Dezember 1950 wurde sie zusammen mit der Vincentstraße in Karl-Liebknecht-Straße umbenannt.


Quellen:
• Adreßbücher der Stadt Prenzlau in mehreren Jahrgängen
• Stadtpläne der Stadt Prenzlau und Umgegend aus mehreren Jahren
• "Die Prenzlauer Straßen und ihre Geschichte", Alfred Hinrichs, maschinenschriftliche Aufzeichnungen, 1954