Stadtpark

Der Stadtpark liegt am Ostrand der Altstadt und zieht sich von Norden nach Süden in rd. 900 Meter Länge und 180 Meter Breite als ehemalige Wall- und Grabenanlage zwischen der Stettiner Straße und Schwedter Straße hin und ist ca. 26 Morgen groß. Ursprünglich bestand diese alte Verteidigungsanlage aus drei tiefen Gräben, die zumeist trocken waren, und aus dazwischen liegenden Wällen. Bekmann gibt 1742 an, daß vor dieser Zeit die Wälle stark mit Busch, Dornenhecken und Rüstern bewachsen waren, die ein wildes Durcheinander bildeten und Hasen, Füchse, wilde Katzen, Rebhühner und eine große Menge Vögel beherbergten. Nach 1700 wurden jedoch die großen Bäume abgeschlagen, und es blieb nur noch das Strauchwerk bestehen.



Im Südteil, zwischen der Schwedter Straße und dem Grabowdenkmal , ebnete 1714 der damalige Garnisonkommandeur Prinz Heinrich die alten Wallanlagen ein und ließ einen Parade- und Exerzierplatz in einer Größe von 8 Morgen 139Qr. anlegen. Am Eingang der Schwedter Straße zierten 1752 zwei große Wappenschilder (Preußen und Hessen), die heute noch im Museum hängen, die Eingangspforte, die 1838 abgenommen und ins Rathaus gebracht wurden. Das Militär benutzte diesen Platz bis 1861. Die Wälle und Gräben des nördlichen Parks verschwanden 1763 bis 1770 zwecks Anlage eines Friedhofes. Ab 1773 erfolgten hier die ersten Beerdigungen, die bis dahin in der Stadt um die Kirchen herum vorgenommen worden waren. Jede Parochie besaß ihr eigenes Viertel, bis ab 1823 die Bestattungen in fortlaufender Reihe bis zur Korbstraße durchgeführt wurden. Einige Reste der alten Wälle gingen dann 1836 bis 1838 ein, da der Friedhof nicht mehr ausreichte. Für die laufenden Bestattungen wurde die gesamte Anlage 1866 endgültig geschlossen mit Ausnahme der vielen Erbbegräbnisse, und nach 1866 nahm man den neuen Friedhof an der Friedhofstraße in Anspruch. 1834 beanstandete Schinkel die Einebnung der Wälle und wies darauf hin, daß hier herrliche Gelegenheiten zur Anlage von Terrassen usw. seien. Sein Vorschlag blieb jedoch seitens des Magistrats unbeachtet.



Seit 1710 wurde wegen der häufigen Seuchen westlich ein Friedhof errichte, da die vielen Todesfälle eine Beerdigungsmöglichkeit in der Stadt nicht mehr zuließen. Südlich daran anschließend lag der 1355 entstandene Judenfriedhof.

Auf dem heutigen, 1928 entstandenen Rosengartengelände legte man 1845 einen Tennisplatz an und benutzte ihn bis 1865, dann richtete der Magistrat dort eine Baumschule ein, die sich bis an die Scheunen der Schwedter Straße heranzog. Auf dem jetzigen grünen Spielplatz am Abhang der Erfrischungshalle stand bis 1731 das Schützenhaus .



Als Schöpfer des Stadtparks ist der Kämmerer Strobel, Carl Heinrich , dessen schlichtes Denkmal im Park steht, anzusehen. An der Stettiner Straße und der Grabowstraße war alles mit einer Mauer eingefaßt. An der Stettiner Straße befanden sich eine große Tordurchfahrt und eine kleine Fußgängerpforte. Wegen des unsittlichen Treibens im Park schloß man 1890 die beiden Tore Abends um 9 Uhr. Die Ostmauer an der Grabowstraße verschwand erst 1935, während die hohe Westmauer bereits anfangs 1900 entfernt wurde.

Mitten im Park stand eine Scheune (südlich vom Hauptquerweg), an die eine Bedürfnisanstalt angebaut war. Um 1905 herum, der Periode der vielen Prenzlauer Scheunenbrände, brannte diese ab, und man legte hier später die städtischen Tennisplätze an, die noch 1945 vorhanden waren.



Mit den Trümmern der Stadt wurde nach 1945 die alte und tiefe Lehmgrube aufgefüllt, nachdem große Teile dieser Lehmstelle bereits 1900 als städtische Aschablage genutzt worden war. Schon 1722 wurde diese Stelle als " Lehmkute " bezeichnet.

Um 1943 legte man für Löschzwecke im Mittelteil am Hauptweg einen zementierten Feuerteich an, der 1945 zugeschüttet wurde. 1954 baggerte man einen Teil der Zuschüttung wieder aus und legte einen Goldfischteich mit Springbrunnen an.



Reich ist der Park an Denkmalen. Am Nordrande des ehemaligen Paradeplatzes wurde am 13. Juli 1875 im Hauptweg das mit 13.000 Talern aus Stiftungen errichtete Grabow-Denkmal eingeweiht. Der Stein stammt aus der Prenzlauer Feldmark, und Sockel und stufen sind schlesischer Granit. Das Bronzemedaillon wurde von Schaper angefertigt.

Das Grabow-Denkmal

In gleicher Höhe, aber am Stadtwall, steht das am 28. März 1921 errichtete Denkmal des Seminars.

Seminaristendenkmal 1914-1918 (1935)

Ebenfalls im Hauptweg, jedoch im nördlichen Teil des Parks, setzte 1783 der Magistrat ein Erinnerungsmal mit Steinurne dem 1781 verstorbenen Stadtsekretär Mühlmann, Heinrich David , das mit einem Eisengitter umfaßt ist.



Etwas versteckt im Stadtwall und nördlich vom Pulverturm steht der Sandsteinobelisk, den der Senator Neddermann um 1800 seiner Mutter und Tante zum Gedenken aufstellen ließ. Der Stein soll ursprünglich an der Grabowstraße gestanden haben.

Sandsteinobelisk, den der Senator Neddermann um 1800 seiner Mutter und Tante zum Gedenken aufstellen ließ

An einer ebenfalls wenig beachteten Stelle errichtete der Magistrat 1877 das aus einem gewaltigen Findling bestehende Strobel-Denkmal , dem Schöpfer dieses Parks und anderer Anlagen und am 11. Juni 1876 verstorbenen Stadtkämmerer Strobel, Carl Heinrich.

Zwei früher am Nordteil und an der Stadtmauer stehende hübsche Grabsteine des Nobiling, Sebastian Ludwig (verst. 11. Mai 1783) und der Eltern Hertz (errichtet 1823) wurden 1935 in den Friedgarten des Dominikanerklosters verlegt und an der südlichen Schiffswand der Kirche aufgestellt.

An dem Grabowstraßenwall wurde am 18. Mai 1909 das aus einem großen Findling bestehende Denkmal für sieben in Deutsch-Südwest-Afrika gebliebene Kreisangehörige eingeweiht. Die mit den Namen versehene Tafel wurde 1951 durch eine Taube ersetzt.

Denkmal für die in Deutsch-Südwestafrika bei der Niederschlagung des Herero-Aufstandes umgekommenen uckermärkischen Soldaten


2. Denkmal für Frieden und Völkerverständigung - Oktober 2008

Nur noch sehr wenige andere Grabdenkmähler erinnern an die ehemalige Bestimmung des Parks als Friedhof.


Quellen:
• Adreßbücher der Stadt Prenzlau in mehreren Jahrgängen
• Stadtpläne der Stadt Prenzlau und Umgegend aus mehreren Jahren
• "Die Prenzlauer Straßen und ihre Geschichte", Alfred Hinrichs, maschinenschriftliche Aufzeichnungen, 1954