Uckerstrom

Etwa 3.500 Meter lang ist der auf Prenzlauer Gemarkung entlang führende Uckerstrom bis zur Blindower Grenze. Während man früher den Beginn des Uckerstroms vom Mittelgrabeneinfluß am Schlachthof rechnete, bezeichnet man ihn jetzt unter diesem Namen von der Betonbrücke der Neubrandenburgerstraße ab, da hier der nördlichste Uckerseeabfluß, der Gerbergraben, mit der Schnelle die Verbindung aufnimmt.

Von der Blindower Grenze ab, nach Norden, ist der Strom bis zum " Köntopf " ebenfalls seit 1298 im Besitz der Stadt Prenzlau (rd. 12 km).
Bereits 1282 besaß die Stadt das Privileg, von Pasewalk her Holz und Kohlen frei auf dem Wasserweg zu transportieren, was auch 200 Jahre lang bis 1482 genutzt wurde. Durch die Angliederung der Uckermark an Brandenburg ging dann die regelmäßige Schiffahrt, die sich bis Ückermünde erstreckte und einen direkten Auslandshandel durch die politische Verbindung Prenzlaus mit dem Hansebund ermöglichte, ein und der Stromteil Prenzlau-Pasewalk verkrautete und versandete. Immer wieder versuchte man, die so wichtige Seeverbindung wiederherzustellen. 1682 stellten die durch den Kurfürsten veranlaßten Erhebungen fest, daß die Räumung bis Pasewalk 3000 Taler kosten solle. Wegen dieser damals erheblichen Kosten unterblieben dann die Arbeiten, die erst kurz vor 1756 durch den Druck Friedrichs II. aufgenommen wurden, bis Rollwitz durchgeführt werden konnten, nun aber wegen Ausbruch des Siebenjährigen Krieges eingestellt werden mußten. Gute Dienste jedoch tat der verwachsene Strom bei der Vertreibung der Schweden aus unserem Kreisgebiet. 1759 ließ der Senator Schwadtke aus Prenzlau bei Blindow durch aufgeworfene Dämme den Wasserlauf aufstauen, sodaß die unterliegenden Mühlen wegen Wassermangels nicht mehr arbeiten konnten. Die feindlichen Truppen zogen sich auch sofort bis Anklam zurück.

Am 24. September 1830 gab W. F. Buschik aus Pasewalk bekannt, daß er seit dem 1. September 1830 den Frachtentransport auf dem Wasserwege zwischen Pasewalk und Prenzlau eröffnet habe. Er befuhr diese Strecke in der Woche zweimal und berechnete den Zentner Frachtgut stromabwärts mit 1 ½ Silbergroschen. Er konnte bis 105 Zentner Gewicht in einer Ladung befördern. Die Schwierigkeiten auf dem versandeten Strom müssen aber sehr erheblich gewesen sein, denn nach kurzer Zeit hörte man nichts mehr von diesem Unternehmen.
Die Anzahl der Pläne und Vorarbeiten für die Wiederschiffbarmachung war groß. Die ernst zu nehmende Projektierung von 1892 wurde jedoch von der Regierung abgelehnt. Weitere durchgeführte Besprechungen, Verhandlungen und Planungen fanden statt: 1770, 1773, 1801, 1806, 1836, 1849, 1852, 1860, 1862, 1869, 1874, 1890, 1892 und 1899. Sie führten aber nie zum Beginn der Arbeiten.

Viele Prozesse wurden, besonders auf Blindower Gebiet, wegen Betretens des westlichen Stromufers geführt, die immer mit dem Freispruch der Angeklagten endeten, die die Wälle der Uferböschung benutzt hatten. Es handelte sich hierbei um den sogenannten " Leinpfad " oder " Treidelweg ", der zu jeder Stromschifffahrt benötigt wird. Das Betreten des noch bestehenden Treidelwegstreifens konnte durch die anliegenden Wiesenbesitzer, die eigentlich unrechtmäßig diesen Streifen für sich nutzen, nicht verboten werden.

Im Zuge der Neubrandenburger Straße wurde 1938 eine Eisenbetonbrücke nach Abbruch der alten und sehr schadhaften Ziegelgewölbebrücke, die noch aus dem Jahre 1654 stammte, errichtet. Diese Wilhelmsbrücke wurde 1945 gesprengt, 1946 provisorisch in Holz ausgeführt und 1949 wieder in Eisenbeton erstellt. Die beim Eichamt befindliche Überfahrt ins Große Bruch entstand in Holz 1916 mit 2.114,53 Mark Kosten. 1945 wurde sie „abgerissen“ und 1949 durch eine Holzbrücke neu ersetzt. Ebenfalls 1945 gesprengt wurden die beiden Eisenbahnbrücken nach Templin und Ellingen. Letztere wurde 1947 und erstere 1952 neu errichtet. Die nach 1945 abgetrennte Blindower Wiesenbrücke konnte durch Neubau 1954 ebenfalls wieder in Betrieb genommen werden.


Quellen:
• Adreßbücher der Stadt Prenzlau in mehreren Jahrgängen
• Stadtpläne der Stadt Prenzlau und Umgegend aus mehreren Jahren
• "Die Prenzlauer Straßen und ihre Geschichte", Alfred Hinrichs, maschinenschriftliche Aufzeichnungen, 1954