An der Binnenmühle

Diese etwa 100 m lange Straße stellt die Verbindung zwischen der Schnelle und Neustadt her und zählt zu seinen Grundstücken auch das dem ehemaligen Konzerthaus benachbart liegende Wohnhaus Nr. 2a zu, das der Eingangstür der Binnenmühle (Nr. 2b) gegenüber lag.

Während der Straßenteil von der Neustadt bis zur Mühlenstrombrücke als "An der Binnenmühle" bezeichnet wird, führt das dazu rechtwinklig liegende Straßenstück zwischen der Seufzerallee-Brücke und Ecke "Binnenmühle" den Namen Mühlenpforte, nach der dicht dabei liegenden Mühlenpforte, die die Schnelle von der Neustadt im Verlaufe der ehemaligen Palisadenreihe trennte. Diese Pforte wurde noch 1871 regelmäßig Abends um 7 Uhr und 1874 um 8 Uhr geschlossen, sodaß nach diesen Zeiten niemand mehr von der Schnelle zur Neustadt gelangen konnte.

Die Adreßbücher von 1880 und 1892 zeigen 4 Grundstücke mit den Nummern 1, 2a, 2b und 3 auf. 1938 sind nur noch die Nummern 1a und 1b vorhanden. Nr. 1, das ehemalige Konzerthaus, ist inzwischen als zur Schnelle Nr. 2 gehörig gezählt worden, dagegen Nr. 3, die Padde, 1928 abgerissen wurde.

Die Binnenmühle ist eine sehr alte Stadtmühle und wird schon am 5. September 1348 erwähnt. Im Dreißgjährigen Krieg wurde sie vernichtet, arbeitete jedoch am 7. August 1660 als neuerbaute wieder mit einem Gang und ab 11. November 1660 mit einem zweiten. Infolge Baufälligkeit wurden Abriß und Wiederaufbau 1723/24 erforderlich. 1853 nahm von Heyden einen Umbau der zweigängigen Mühle unter Hinzuführung eines Schrotganges vor, und 1868 erfolgte eine erhebliche Veränderung der gesamten Anlage.

Ursprünglich waren zwei Wasserarme vorhanden, die südlich der Mühle eine Art Insel mit darüber führendem Weg zur Mühlenpforte bildeten. Der südliche Wasserlauf, die Freiarche, wurde beseitigt, und der nördliche, eben der heutige Mühlenstrom, der die beiden Wasserräder trieb, blieb bestehen. Am 8. Februar 1870 brannte die Mühle bei sehr starker Kälte innerhalb von 2 Stunden ab. Der Wiederaufbau in der letzt bekannten Form wurde 1872 durch den damaligen Besitzer der Draußenmühle, Woldemar von Heyden auf Cartlow, vorgenommen. Sie besaß nun 5 Stockwerke und war eine der modernsten der Gegend. 1882 stellte von Heyden diese Neuanlage mit 7 Mahlgängen und 12 hydraulischen Pressen zum Verkauf. 1945 brennt die Mühle gänzlich ab und das Staurecht liegt völlig ungenutzt. In der Karte Sotzmann von 1796 wird die Binnenmühle auch Bullenmühle genannt.

Eine weitere Mühle an dieser Stelle, jedoch auf der südlichen Seite des Mühlenstroms, war die Tuchmacherwalkmühle, die ab 1802 bestand und seit 1900 gänzlich außer Betrieb lag, da die letzten beiden hiesigen Tuchmacher keine Tuche mehr fertigten und die beiden Pasewalker Mitglieder der Innung nur noch sehr wenig herstellten. 1920 verkaufte dann die Innung die ganze Anlage und führte sie Wohnzwecken zu.

Ein lange Zeit bestehendes Vergnügungs- und Konzertlokal war das Grundstück Mühlenpforte Nr. 1, das ursprünglich den Namen Concordia führte. 1894 erbaute der Restaurateur O. Thiele das massive Gebäude und weihte es als Konzerthaus am 18. Dezember 1894 ein. Der Abbruch des alten Saales war im gleichen Frühjahr erfolgt. 1913 war Albert Heise Besitzer dieser Gaststätte. Nachdem durch Verzichtserklärung das Grundstück herrenlos geworden war, wurde am 17. September 1917 das Konzerthaus (Schnelle Nr. 2), zur Zwangsversteigerung ausgeschrieben.



Nach dem 1. Weltkrieg erhielt es den Namen Hindenburghallen , den es bis zum Kriegsende 1945 beibehielt.


Etwa um 1800 errichtete Prinz Ferdinand von Braunschweig als hiesiger Regimentskommandeur das zwischen der Schnelle und dem Rohrteich gelegene Gartenhaus mit dem ursprünglich vierseitigen Laubengang, das jedoch 1840 durch Anbau und Errichtung einer Kegelbahn und Gaststätte viel von seiner Ursprünglichkeit verlor. Ab jetzt wurde hier unter dem Namen "Padde" ein Restaurationsbetrieb geführt, der 1927 zur Zwangsversteigerung kam und von der Stadt Prenzlau erworben wurde. Der bauliche Zustand hatte sich inzwischen so verschlechtert, daß auch leider der Landeskonservator kein Interesse mehr für dieses kunstvoll aufgeführte Bauwerk zeigte, in dem so viele Feste seit Beginn seiner Existenz gefeiert wurden und das zu wiederholten Geschichten und Märchen, vor allem bei der Heimatdichterin Block, Katharina, die Grundlage und den Stoff gab. 1928 erfolgte dann der Abbruch.




Quellen:
• Adreßbücher der Stadt Prenzlau in mehreren Jahrgängen
• Stadtpläne der Stadt Prenzlau und Umgegend aus mehreren Jahren
• "Die Prenzlauer Straßen und ihre Geschichte", Alfred Hinrichs, maschinenschriftliche Aufzeichnungen, 1954