Fischerstraße

Diese etwa 160 m lange Straße verbindet heute die Neustadt mit dem Uckersee in Nähe der Warmbadeanstalt. Erwähnt ist sie bereits 1567 und hatte bis 1820 den Namen Fullerdamm oder Vollerdamm, welcher wohl aus dem Begriff "to full-walken" entstand, denn in dieser auf Sumpf allmählich aufgeschütteten Straße wohnten ehedem die Tuchwalker, die den Ravitgraben zum Tuchspülen und den Damm zum Trocknen benutzten.

Am Südende stand bis 1898 quer vor der Straße und als Abschluß derselben zum See hin das Haus Nr. 671 des Fischermeisters Rohde, das im Jahr 1898 abgerissen wurde und somit eine breite Verbindung zur Seepromenade ermöglichte. Zum Kupferschmiedegang hin führte zwischen den Grundstücken 669 und 670 ein alter und schmaler Gang zur Brücke über den Mittelgraben.

Man vermutet, daß hier wie auch an der nachbarlichen Neustadt der sogenannte "Kietz", der Hauptwohnort der Wenden, gewesen ist.

Durch die günstige Nähe des Uckersees, der Mittel- und Ravitgraben werden auch hier die Fischer ihre Wohn- und Arbeitsstätten gehabt haben. 1567 wurden in dieser Straße bereits 66 Bürger gezählt, im Pestjahr 1630 verstarben in ihr allein 300 Menschen.

Am Ende des 18. Jh. waren hausbesitzende Fischermeister in folgenden 18 Grundstücksnummern vorhanden: 657, 661-667, 669 und 670, 672-678 und 684. Die Anzahl der Häuser waren: 1880 -29 (Nr. 657-685). 1892 – 28 (Nr. 657, 659-685) und 1938 – 27 (Nr. 657, 659-670 und 672-685).

Das Gasthaushospital zu St. Elisabeth besaß vor der Reformation hier eine Badestube, in der die Penegrinatoren regelmäßig badeten. Am 22. Dezember 1616 kaufte der aus Ulm gebürtige Bader und Chirurgus Daniel Küsel von der St. Marienkirche diese "vor dem Vollerdamm gelegene Badstube" für 300 Taler und baute eine neue aus. Auf dem Grundstück 685 wurde 1728 dem Eigentümer G. Gravert die Errichtung einer Badeanstalt neu genehmigt, die bereits seit dem 3. Mai 1686 bestand. 1751 ist diese Badstube jedoch nicht mehr betrieben worden.

Die in Nr. 673 befindliche Gastwirtschaft besaß 1880 und noch 1892 unter dem Namen "Gasthof Zur goldenen Sonne" die Gastwirtin Charlotte Theuerkauf. Im 20. Jh. waren in dieser Gaststätte Richard Schulz und später dessen Witwe Hedwig Schulz Eigentümer.

Etwa ein Drittel der Häuser im Nordende der Straße fiel dem Kriegsgeschehen 1945 zum Opfer.

Restaurant von Richard Schulz - Fischerstraße 673 - Oktober 1937
Blick nach Norden. Im Vordergrund zwischen den beiden Giebeln der Standort des früheren Hauses Nr. 671. Rechts die frühere Gasse zum Kupferschmiedegang.


Quellen:
• Adreßbücher der Stadt Prenzlau in mehreren Jahrgängen
• Stadtpläne der Stadt Prenzlau und Umgegend aus mehreren Jahren
• "Die Prenzlauer Straßen und ihre Geschichte", Alfred Hinrichs, maschinenschriftliche Aufzeichnungen, 1954